grüner zweig - sozial, stark!

Schon mal etwas vom grünen zweig gehört? Wir sind auf deren Instagram Seite aufmerksam geworden und haben recherchiert. Mit Vera, der Tochter des Geschäftsführers, die inzwischen mit in das Unternehmen eingestiegen ist, habe ich mich über die Intension des Projekts unterhalten.

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Was ist der grüne Zweig?

Der grüne zweig ist ein Inklusionsunternehmen. Wir bieten Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt. Von unseren fast 100 Mitarbeitern sind ca. 60 % Menschen mit Beeinträchtigung, darunter vor allem junge Leute bis 35 Jahre.

Seit wann gibt es euch und wie kam es zu der Initiative?

Der grüne zweig hat sich vor mehr als 20 Jahren als Initiative von Eltern und Lehrern der Förderschule an der Waldorfschule Ulm entwickelt. Einige der Eltern wollten für ihre beeinträchtigen Kinder nach der Schule eine berufliche Perspektive schaffen, und das Projekt entwickelte sich als gruener-zweig-ulm eV. Viele Jahre war das mehr oder minder erfolgreich, bis dann im Jahr 2012 eine finale wirtschaftliche Schieflage zur Insolvenz des Vereins führte.

2013 wurde der grüne zweig ulm dann von der JU*törn gGmbH, deren Geschäftsführer mein Vater ist, aus der Insolvenz heraus übernommen und als Fachbereich, als Inklusions-Projekt, fortgeführt und weiterentwickelt.

In welchen Bereichen seid ihr aktiv?

Die größte Abteilung bei uns ist die Gartenpflege, gefolgt von Hausmeister- und Hauswirtschaftsdienste, das heißt wir übernehmen die Kehrwoche und Hausmeistertätigkeiten in Hausgemeinschaften, putzen in Privathaushalten und bei Geschäftskunden. Weitere Bereiche sind Baudienstleistungen und ein Bügelservice, außerdem sind wir im Gastrobereich aktiv. Wir haben im Science Park eine Kantine mit rund 500 Mittagessen pro Tag und das „Elis“ im Riedweg mit weiteren 150 Essen.

Von wem werdet ihr unterstützt?

Wir bekommen Aufträge von Privat, Gewerbe und Industrie, den Verwaltungen von Kommunen, Kirchen der Uni etc. Für die Uni Ulm machen wir beispielsweise an einem Standort den Winterdienst, für einige Kirchen die Garten- und Objektpflege, für verschiedene Praxen, Büros und Gastronomiebetriebe in der Stadt die Bügelwäsche.

Auf Instagram stellt ihr bis jetzt vor allem eure Regio-Läden vor. Was ist hier das Konzept und woher bezieht ihr eure Produkte?

Unsere Regio-Läden werden immer beliebter. Mittlerweile haben wir in Ulm Läden an vier Standorten: Schlossergasse 2 in Ulm-Söflingen, Haßlerstraße 17 & Mähringer Weg 66 in Ulm und Dorflädele Mähringen, Kiesentalstraße 2.

Wir beziehen unsere Produkte vor allem von regionalen Herstellern, wenn möglich in Bio-Qualität. Die Orangen, Zitronen und Olivenöl kommen teilweise aus unseren familieneigenen Hainen in Griechenland. Uns schwebt für die Zukunft auch eine eigene kleine Gärtnerei / Landwirtschaft in oder um Ulm vor, damit wir Lebensmittel auch aus eigenem Anbau verkaufen können.

Du bist nach 9 Jahren im Ausland wieder zurück nach Ulm gekehrt und in das Projekt deines Vaters eingestiegen.

Was ist dir für die Zukunft des grünen Zweigs besonders wichtig?

Ich stehe 100 % hinter dem Projekt und finde, dass viel zu wenig Leute von uns wissen. Wir sind einer der größten Arbeitgeber für Menschen mit Behinderung in Ulm. Und bieten tolle Services an. Die jüngere Generation kennt uns leider kaum. Das wollen wir ändern.

Auch möchten wir die Akzeptanz erhöhen. Wir können zum Beispiel mit unseren Regio-Läden nicht mit den „Großen“ mithalten, aber wir beschäftigen Menschen, die sonst kaum eine Chance hätten auf dem Arbeitsmarkt. Und wenn man dann mal ein falsches Wechselgeld bekommt oder die Produkte nicht ganz richtig geordnet im Regal stehen, dann bestimmt nicht mit böser Absicht. Jeder gibt hier jeden Tag sein Bestes.

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Katrin Leibing